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Was für ein erstes Mal
Als meine Frau Therese mir sagte, sie würde gerne nach Hause umziehen, habe ich eine Bedingung gestellt – es muss einen Skatverein in der Nähe geben. Diese Bedingung konnte sie mir erfüllen und so fand ich mein neues Zuhause im Skat bei den Elbe-Elster-Trümpfen in Bad Liebenwerda. Was wusste ich von hier? Die Leute sprechen ein bisschen komisch, nichts neues für einen, der von der Küste kommt und außerdem habe ich sächsisches Blut in mir. Oma, Opa und meine Mutter sind in den 50ern von Dresden in den Westen gegangen. Daher wusste ich was eine Fettbemme ist und war immer mit dem sächsischen Dialekt vertraut. Was ich nicht wusste? Das hier deutsches Blatt gespielt wird! Eine komplette Umstellung für mich und es ist mir einige Male passiert, dass ich ein Daus gedrückt habe oder nachfragen musste was Schellen oder Eicheln bedeutet. Ganz nebenbei versuche ich noch immer zu lernen, dass es hier Hackepeter heißt und dreiviertel statt viertel vor. Aber ich schaff´das. Gebt mir nur ein bißchen Zeit.
Nachdem ich im Laufe des vergangenen Jahres schon bei einigen Veranstaltungen war und dabei Dietmar Seifert, Thomas Vogel und Michaela Brauch-Zerche kennenlernen durfte, kam es bereits dazu, dass ich in den Vorstand der VG Dresden kooptiert wurde. Ich freue mich über das Vertrauen. In diesem Jahr wollte ich auch unbedingt an den Einzelmeisterschaften teilnehmen, nachdem ich letztes Jahr nicht dabei sein konnte. Ich freue mich sehr darüber, wie nett und aufgeschlossen fast alle auf mich zugehen und mit mir umgehen und genauso fühlte es sich auch bei der VGEM an. Es war ein ganz entspanntes Turnier und ich habe mich gefreut, dass ich mich für die SEM qualifizieren konnte, schließlich sind hier wahnsinnig starke Spieler und Vereine unterwegs.
Am 25. und 26.03. fanden dann in Kesselsdorf die diesjährigen sächsischen Landesmeisterschaften statt und ich war zum ersten Mal dabei. Nicht etwa zum ersten Mal bei einer Landesmeisterschaft, aber eben zum ersten Mal in Sachsen. Seit mittlerweile 34 Jahren bin ich im DSkV, angefangen in meiner Heimat Lübeck, dann viele Jahre in Hamburg und nun hat mich die Liebe eben hierhergeführt. 7 Serien an zwei Tagen, zwar immer anstrengend, doch nach einem 15 Serien Turnier 1998 erschreckt mich das nur noch mäßig. So ging es los und die ersten Serien liefen ordentlich, ohne überragend zu sein. Nach dem ersten Tag befand ich mich unter den ersten 30 und der Abstand zu den ersten 12, also den Qualifikationsplätzen, war überschaubar, denn schließlich ist das eigentliche Ziel doch nur die Qualifikation. Der zweite Tag begann auch wieder recht entspannt mit 1164 Punkten in der ersten Serie und ich fand mich auf Platz 15 ein. Jetzt dachte ich mir natürlich schon, ach komm, die Qualifikation packst Du, endlich mal wieder zu einer deutschen Meisterschaft. Nichtsahnend was da jetzt auf mich zukommen sollte. In der vorletzten Serie lief die Karte wie verrückt und ich spielt deutlich über 1700 und sprang plötzlich auf Platz 2. Vor mir auf Platz 1 Christian Ernst, der seit Serie 2 an Tisch 1 und seit Serie 3 auf Platz 1 saß, weit vorne war und hinter mir Jens Stein und Jörg Bartholdy. Wir alle waren ziemlich entspannt, weil wir das besagte erste Ziel uns zu qualifizieren erreicht hatten. Nun also ging es um die Zugabe, den Landesmeistertitel. Die Serie lief sehr durchwachsen los. Jens und Jörg starteten wie verrückt und ich verlor recht schnell ein Spiel und dachte, naja, Hauptsache es geht zur DEM. Aber die Karte sollte sich drehen und am Ende führte ich plötzlich. Die letzten beiden Spiele machte noch Christian und es wurde noch sehr eng und ich noch nervöser, aber ich gewann den Tisch und führte. Aber die Aufregung war nicht zu Ende. Tisch 2 hatte noch einen Block zu spielen und sie standen mit uns gemeinsam auf und gingen erst einmal in die letzte Raucherpause. Euer Ernst? Was stimmt denn mit Euch nicht? Ich saß da wie auf Kohlen, war wirklich nervös und hoffte sehr, meinen ersten Einzeltitel bei einem offiziellen DSkV Wettbewerb gewinnen zu können. Ich habe schon den Kieler Woche Preisskat gewonnen oder auch das deutsch dänische Freundschaftsturnier, diverse Preisskats und auch ein paar Vereinsmeisterschaften, aber so ein Meistertitel ist eben doch etwas Besonderes. So saß ich nun also am Rand, verfolgte im Skatguru was passiert und tatsächlich reichte es am Ende mit knappem Vorsprung auf Christian und Martin Köhler. Die Freude und der Stolz waren und sind riesig und immer mal wieder schaue ich noch etwas ungläubig auf den Siegerpokal. Ganz viele haben mir gratuliert, direkt bei der Meisterschaft, aber auch danach. Hier im Elbe-Elster-Kreis wurden zwei Zeitungsberichte veröffentlicht und neben mir freut sich natürlich auch mein Verein über diesen Erfolg. Ich werde diesen Tag wohl nicht vergessen und was soll ich sagen, es ist schön hier zu sein. Sascha Lühr